An dieser Stelle erwarten Sie demnächst viele interessante
Themen der Arbeitsgruppe Familiengeschichtliche Heimatforschung. Bis die ersten
Themen hier im Netz stehen, mag einstweilen dieser im "Unser
Ostfriesland" erschienenen Artikel einen Eindruck dieser Gemeinschaft
vermitteln.
Die Arbeitsgruppe Familiengeschichtliche
Heimatforschung
(Aus: Unser Ostfriesland 1993, S. 80)
Schon seit fast zehn Jahren betreibt der pensionierte Lehrer und begeisterte
Heimatforscher Michael Till Heinze aus Langholt eine Art
"Geschichts-Winterschule" im Oberledingerland. Jeweils an vier Abenden
in den Wintermonaten ruft er die "Arbeitsgruppe Familienkundliche
Heimatforschung", eine Schar von jetzt immerhin rund 40
Heimatfreunden
- Landwirte, Handwerker, Arbeiter, Beamte und Angestellte, Rentner und
Hausfrauen - zusammen, um mit ihnen in lockerer Form, regional- und
familiengeschichtliche Themen zu besprechen. Durchaus kein
"Rentnerverein", wie er betont! Heinze betrachtet sich auch eher als
der Ratgeber und Anreger, denn als der Lehrer, der sein Wissen weitergibt. Die
Zusammentreffen sind daher auch gekennzeichnet durch die ungebundene Art eines
gegenseitigen Austausches von Informationen und Kenntnissen innerhalb der
Gruppe.
Aber auch kleinere heimatgeschichtliche Vorträge oder gemeinsame Exkursionen in
die Umgebung stehen auf der Tagesordnung und haben die Arbeitsgruppe zu einer
festen Einrichtung im Bereich der Kulturarbeit im Overledingerland gemacht.
Dabei lehnt man es bezeichnender Weise ab, der Gemeinschaft einen festeren
Rahmen zu geben, etwa einen Verein zu gründen. "Wer kommen will, der kommt
und wer keine Lust mehr hat, der bleibt einfach weg", stellt Heinze dazu
lapidar fest und nimmt es sogar in Kauf, ohne irgendeinen Zuschuss, ohne
Beitrags- oder Eintrittsgelder auszukommen. Die Arbeitsgruppe erfreut sich indes
weiterhin eines großen Zuspruches. Die Betätigung als Heimatforscher ist für
sie eben ein
reines Hobby!
Gleichwohl sind die Ansprüche der "Arbeitsgruppe Familiengeschichtliche
Heimatforschung" durchaus nicht gering. Für Heinze, den "Spiritus
rector", ist es klar, dass Familienkunde allein nur die Beschäftigung mit
den eigenen Vorfahren, ein Aneinanderreihen von Namen und Lebensdaten bedeuten würde.
Die Geschichte einzelner Personen oder Gruppen muß aber
vielmehr immer im Zusammenhang mit ihrem Umfeld, mit den sozialen Bedingungen,
unter denen sie lebten mußten, gesehen werden. Deshalb beschäftigt sich die
Gruppe auch mit Fragen der Siedlungsgeschichte, Kirchengeschichte,
Sozialgeschichte und vieler anderer Bereiche. Der weitgefächerte Themenkatalog
der Arbeitstreffen ist dafür ein Indiz: Friedhöfe in Filsum, Potshausen und
Ostrhauderfehn; Cryne Roggemann, Bürgermeister in Westrhauderfehn;
Kirchensitze in Rhaude, Collinghorst und Filsum; die Polizeiordnung der Gräfin
Anna und ihr Einfluß auf die Bewohner des Oberledingerlandes; Werften auf
den Fehnen; Jahresberichte der Rhauder Armenkasse; die Viehmärkte in Holte usw.
So bezeichnet Heinze denn auch die Beschäftigung nur mit der Genealogie als
"Skelett ohne Fleisch".
Aus der Gruppe heraus sind im Laufe der fast zehn Jahre mehrere Publikationen im
Eigenverlag veröffentlicht worden. Zu nennen sind unter anderen Arbeiten über
Breinermoor und zur Geschichte von Idafehn. Nächstes Ziel der Arbeitsgruppe ist
ein Ortssippenbuch von Rhauderfehn.
Es bleibt festzustellen, dass hier im Süden unserer Region seit Jahren ein
Heimatforscher-Team am Werke ist, dessen Ergebnisse sich sehen lassen können
und das erkannt hat, dass Heimatgeschichte und Heimatforschung mehr als das gefühlsbeladene
und kritiklose Betrachten der Vergangenheit unseres Lebensraums ist.
S. Poetzsch
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