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Rhaude - Die älteste Erwähnung
"Zu den ältesten Ansiedlungen im Overledingerland zählt ohne Zweifel auch
die Ortschaft RHAUDE, das alte Rawede oder Rawide", schreibt Wilhelm Korte
in seiner Rhauder Chronik.
"Die Entstehungsgeschichte ist noch sehr dunkel: wir wissen so gut wie gar
nichts über die ersten Anfänge, die Einführung des Christentums und
erfolgte Errichtung des Kirchspiels bzw. der Kirche. Es lassen sich hier nur
schwache Vermutungen aussprechen, womit natürlich unserer Heimatgeschichte
nicht gedient ist."
Raweck, Roude oder auch Raude ist nach O. G. Houtrouw, Ostfriesland, Bd. I, S.
193 ein Ort, den der Schriftsteller Nicolaus Scotanus in seiner Hist.
Westphalica und auch der Schriftsteller Hamconius sogar in die Zeit Karls des
Großen zurückverlegen. Beide berichten von einem
Osnabrücker Bischof Wiho, unter dessen Wirken "Raude" ein "Widrun"
oder Weihgut mit "mundman" und "malmann" gewesen sei. - Ob
es sich aber tatsächlich um unser "RHAUDE" im Overledingerland
gehandelt hat, muß dahingestellt bleiben, denn es gibt natürlich, ähnlich wie
bei dem Ort "HOLTE", diverse Örtlichkeiten mit gleichem Namen.
Die erste urkundliche Nachricht erhalten wir aus den Jahren 1438 und 1439, wo
ein "here Yage kerchhere to Rawede" genannt wird:
Dieser Priester Yaye siegelt 1438 zunächst eine Unterwerfungsurkunde der Unterhäuptlinge
Focko Schartinghe (Schatteborg) und Heuwo zu
Collinghorst. (Friedländer (OUB 492) liest Bode für Roude.)
Dieses Siegel des kerchhere Yaye wird ein Jahr später (1439) bei einer
Testamentssache erneut benutzt:
Friedländer, Ostfriesisches Urkundenbuch, Band II, S. 58:
Urkunde Nr. 508:
Original auf Papier, Kloster Muhde, Urkunden, Nr. 3 vom 12. März
1439:
'Der Pfarrer Yage zu Rhaude bekundet, daß die verstorbene Mewent Au°tens
daselbst dem Johanniterordenshause Mude und dessen Vorwerk Halte ihr Hab
und Gut in Halter Mark und Hammrich vermacht habe.'
"Ik here Yaye, kerchere to Rawede, bekenne unde betughe in desse
openen
breve vor allen guden luden, de den zeen ofte horet lezen, dat zelghe
Mewent Autens to Rawede, der God ghenedich se, in eren doetbedde unde
eren leste unde in eren lesten ende to enen testament unde eren lesten
wyllen vor deme hilghen sacramente vor my unde vor anderen guden buren
unde tu°ghen hyrna screven gaf sunte Johannes unde deme convente to der
Mu°de unde deme vorwerke tho Halteren, sunte Johannes ordre, al er erwe,
dat ze alduslanghe ligghen in Haltere merke hadde unde hammeric, unde
dat se ghebruket hadde wente in utganck eres lives wente in er dotbedde,
na er dode to bruken also se dat bevoren ghebruket hadde; unde dat dede
se umbe ener bedachtnysse erer zele unde erer vrunde zele, de darto
hopen weren unde bedachtnysse unde zelicheit van begherede. Des to
tu°ghe to ener warheit so hebbe ick her Yaye vorscr. myn ingesegel up
dat spacium desses breves ghedrucket. Hier weren an unde over Volqwiin
unde Folric Grube unde ander Lude ghenoch to tughe ghebeden. Screven int
jar unsses Heren anno Domini M°CCCC°XXXIX°, ipso die Gregorii pape."
'Von dem aufgedrückten sehr verletzten Siegel ist nur noch die Gestalt
eines Geistlichen mit der Mitra zu erkennen.'
Über dieses Siegel schreibt Wilhelm Korte:
"Er führte ein eigenes Siegel, welches in der mitte einen sitzenden
Geistlichen mit Mitra und Stab zeigte. Eine Inschrift dieses wohl
persönlichen Siegels hat sich nach den Anmerkungen zur Urkunde nicht
feststellen lassen. Immerhin steht fest, daß der Rhauder Priester sein
persönliches Siegel verwandte. Zwar hatten die Kirchengemeinden damals
ihr eigenes Kirchenspielsiegel. Die Verwendung desselben erfolgte beim
Abschluß von Verträgen, welche die gesamte Gemeinde binden sollte. Um
eine mißbräuchliche Verwendung zu vermeiden, werden die Kirchenvorsteher
(hilligmannen) als Treuhänder und Verantwortliche für das Kirchengut
dieses wichtige Siegel (selbst) verwahrt haben. Eine eigenmächtige
Verwendung stand dem Pfarrer nicht zu, der auch wenig Einfluß auf die
Maßnahmen der Kirchenvorsteher hatte.
Über die Verwendung des persönlichen Siegels berichtet die Urkunde vom
12.3.1439 näheres. Yaye war an das Sterbebett der Mevent Autens zu
Rhaude gerufen worden, um deren letzten Willen zu beurkunden. Der
Vorschrift entsprechend hatte der Pfarrer Zeugen aus der Gemeinde
hinzuzuziehen. Volywiin und Folric Grube waren mit anderen Eingesessenen
zugegen, als die fromme Mevent "in ere dotbedde" vor dem heiligen
Sakrament ein Vermächtnis zu Gunsten des Klosters Muhde bzw. des
Vorwerks Halte bekundete. Mevent war vermutlich aus dem Kirchspiel
Vellage gebürtig, denn sie hinterläßt dem Kloster u.a. ihr Erbgut im
Halter Hammrich."
Mit diesem Dokument aus dem 15. Jahrhundert sind dann die Nachrichten über
Rhaude auch erst einmal erschöpft. Die fehlende Geschichtsereignisse lassen
sich nur notdürftig aus dem allgemeinen geschichtlichen Vorgängen der
damaligen Zeit ergänzen.
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