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Einleitung

      In Holte gibt es einen Franzosenweg

der heute noch darauf hinweist, dass hier einstmals französische Soldaten unter Napoleon durchmarschiert sind. Vielleicht hatten sie dort auch eine Wohnung beschlagnahmt, in der später Zöllner (douaniers) lebten. Einige sind später hier geblieben, weil sie sich in ein Mädchen verguckt hatten. Sie heirateten dann die junge Frau, und beider Nachkommen sind noch heute nachweisbar <z. B. Monsieur Léandre Joseph Dupont, Douanier auf dem OsterVehn und zu Holte, * (1789) (Sohn des weiland Spiegelfabricanten Johann Joseph Dupont und dessen Ehefrau Maria Michael Callicamp in der Commune D'hornÿs, Arrondissement Avens, Departement du Nord)>.

Die Besatzungszeit der Franzosen war nur kurz, jedoch durchaus einschneidend. Trotzdem wurden diese wenigen schweren Jahre schnell verdrängt, und heute weiß kaum noch jemand etwas von dieser Zeit. - Aus diesem Grunde habe ich einige erklärende Texte dieser Web-Seite hinzugefügt, mich aber auf den informativen Wert beschränkt und allen bunten und illustrativen Schnickschnack fortgelassen.

Das Französische Standesamt

Die Kirchenbücher der bisher zuständigen Pfarreien mußten von den Pastoren an die weltlichen Maires (Bürgermeister) abgegeben werden, denn es wurden nun nach französischem Vorbild "Standesämter" in zentralen Dörfern eingerichtet. Die Pastoren waren über diese Wegnahme ihrer Kompetenzen oftmals ungehalten, konnten aber gegen die Offiziellen der Besatzungsmacht nichts ausrichten. - In Rhaude hat der Pastor versucht, die Eintragungen zu seinen amtlichen Handlungen hinten in einem Communicanten-Buch "zu verstecken", was er aber vorsichtigerweise nur unvollständig ausführte. - So kommt es, daß seine Eintragungen oftmals mit den Urkunden des französischen Standesamtes nicht übereinstimmen.

Verzeichnis der Akten: 

Taufen 1812 bis 1813, Copulationen von 1812 bis 1814 und Begräbnisse 1812 bis 1814 (ab November 1813 Begräbnisse auch auf dem "Neuen Fehn" = Westrhauderfehn!) -

Beim jeweiligen Bürgermeister fanden von nun an die Trauungen sowie die Eintragungen von Geburten und Sterbefällen statt, und zwar in zweifacher Ausfertigung, denn ein Exemplar mußte an die oberste Instanz in Emden abgeliefert werden. Auf dem Bürgermeisteramt saßen dann gewöhnlich der Maire sowie sein Schreiber (Urkundsbeamter), meistens der Dorflehrer, der die Urkunde in doppelter Ausführung anfertigte (manchmal hatte er den immer gleichlautenden Text bereits vorgeschrieben und später nur die Namen eingesetzt). 

Diese Urkunden sind deshalb so wichtig, weil sie von den jeweilig beteiligten Personen eigenhändig unterschrieben werden mußten! Sie sind deshalb oftmals der einzige Nachweis dafür, ob unsere Vorfahren bereits schreiben konnten.

Schlußbemerkung:

Interessant ist, daß - ähnlich wie nach dem II. Weltkrieg - sich manche Personen (örtliche "weltliche" Mitläufer der Besatzungsmacht) nach der Besatzungszeit plötzlich wieder ihrer kirchlichen Heimat entsannen und Trauungen sowie Taufen nachvollziehen ließen (sowohl in den Kirchenbüchern von 1814/15 als auch in den KB von 1945/46 nachlesbar.)

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