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Napoleon

französischer Kaiser und Prinzen aus der korsischen Familie Bonaparte

(siehe STAMMTAFEL).

Napoleon I., Kaiser der Franzosen (1804-14/15), * 15.8.1769 Ajaccio (Korsika); + 5.5.1821 Longwood (St. Helena); wurde auf den französischen Militärschulen zu Brienne und Paris erzogen und 1785 Artillerieleutnant. In der Französischen Revolution, die er begeistert begrüßte, stand er bis 1792 neben Padli im Freiheitskampf seiner korsischen Heimat, ging dann nach Paris zurück und schloß sich ganz an Frankreich an. Er zeichnete sich 1793 bei der Belagerung von Toulon aus und wurde dafür Brigadegeneral; im Auftrag des Konvents schlug er 1795 den royalistischen Aufstand in Paris nieder und führte 1796/97 als Oberbefehlshaber den Feldzug in Oberitalien durch (Französische Revolutionskriege). 1798 leitete er die Ägyptische Expedition, von der er im Oktober 1799 vorzeitig zurückkehrte.

Durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire (9.11.1799) stürzte er die Direktorialregierung und erhielt als 1. Konsul auf 10 Jahre praktisch die Alleinherrschaft. Zum Wohnsitz wählte er sich den Königspalast der Tuilerien. Die neue (Konsulats-) Verfassung vom 13.12.1799 war ganz von ihm bestimmt. Er führte auch den Krieg gegen die 2. Koalition zum siegreichen Ende (1801 Frieden von Lunéville, 1802 Frieden von Amiens) und schuf im Innern ein neues Ordnungssystem (Französische Geschichte, Erstes Konsulat und Kaiserreich). Gestützt auf allgemeine Volksabstimmungen machte er sich 1802 zum lebenslänglichen Konsul, 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen. Die Krönung fand am 2.12.1804 in der Kirche von Notre Dame zu Paris in Gegenwart des Papstes statt. Am 26.5.1805 krönte sich Napoleon in Mailand auch zum König von Italien (Oberitalien).

Aus den Großwürdenträgern und Marschällen des neuen Kaisertums ging ein neuer napoleonischer Adel hervor (Stiftung der Ehrenlegion 1802); eine prunkvolle klassizistischer Kunst (Empirestil) verherrlichte die kaiserliche Macht, aber das geistige Leben unterlag drückender Zensur durch den Polizeiminister Fouché.

Um seine Machtstellung zu sichern, machte Napoleon seine Brüder zu Königen (siehe Bonaparte, STAMMTAFEL), seinen Schwäger Murat zum Großherzog von Berg. Die durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 eingeleitete territoriale Neuordnung Deutschlands wurde fortgesetzt durch den unter Napoleons Protektorat gebildeten Rheinbund (12.7.1806), der zur Auflösung des alten Deutschen Reiches führte.

Napoleons expansive Außenpolitik hatte seit 1803 wieder zur Auseinandersetzung mit den anderen großen europäischen Mächten geführt (Napoleonische Kriege, Kontinentalsperre). Dem Frieden von Schönbrunn (14.10.1809) folgte - mit Ausnahme der Kämpfe in Spanien - eine kurze Zeit der Ruhe. Napoleon stand auf dem Gipfel seiner Macht, die 1808 im Erfurter Kongreß glanzvollen Ausdruck gefunden hatte. Um seine Dynastie zu sichern, ließ er seine kinderlose Ehe mit Joséphine scheiden und vermählte sich am 1.12.4.1810 mit der österreichischen Kaisertochter Marie Louise.

Als sich der Zar der Kontinentalsperre entzog, kam es 1812 zum Bruch mit Rußland. Napoleon bot alle seine Vasallen und Verbündeten auf und führte die Große Armee in den Russischen Feldzug (1812), der zur Wende der napoleonischen Herrschaft in Europa wurde. Die Freiheitskriege, besonders die Völkerschlacht bei Leipzig, führten zum Rückzug Napoleons auf französischen Boden.

Die Last der Aushebungen, die Steuern, die Polizeiherrschaft, die Unterdrückung aller freiheitlichen Regungen hatte die Stimmung im französischen Volke schon seit Jahren sinken lassen. Am 2.4.1814 sprach der Senat die Absetzung des Kaisers aus, am 6.4. dankte Napoleon in Fontainebleau ab. Er erhielt zum Wohnsitz die Insel Elba als Souverän mit dem Kaisertitel.

Noch einmal griff Napoleon nach der Macht. Die Herrschaft der hundert Tage begann mit seiner überraschenden Landung bei Cannes (1.3.1815) und endete mit seiner Niederlage bei Belle-Alliance (18.6.). Im Interesse der politischen Beruhigung wurde Napoleon auf Lebenszeit nach der englischen Insel St. Helena verbannt, wo er seine Memoiren verfaßte. Er starb an Magenkrebs. Seine Leiche wurde 1840 nach Paris übergeführt und im Invalidendom beigesetzt.

Die historische Größe Napoleons ist unbestritten. Seine Erscheinung entzieht sich im Grunde rationaler Erfassung. Er war zugleich Emporkömmling und Herrscher von Natur, besaß brennenden Ehrgeiz, unbeirrbares Selbstvertrauen, Sicherheit des Instinkts, unbeugsamen Willen und unermüdliche Arbeitskraft; dämonische Leidenschaftlichkeit stand neben schärfstem Intellekt.

In seinem Wirken verband sich das Erbe der französischen Revolution mit dem der bourbonischen Tradition. Ideenreich als Staatsmann und groß als Feldherr, verstand es Napoleon, alle Möglichkeiten der Revolution in den Dienst seiner persönlichen Ziele zu zwingen, denen aber zunehmend Maß und innere Bindung fehlten. Er wurde der Vollstrecker und der Überwinder der Revolution und dehnte ihren Gehalt auf ganz Europa hin aus. So wurde sein Wirken als Kraft der Zerstörung und als Kraft des Aufbaus eine der Voraussetzungen der modernen europäischen Geschichte. In Verwaltung, Gesellschaft und Rechtsprechung prägte er Frankreich bis zum heutigen Tag (Code Napoléon). In Italien und Deutschland, wo er das Alte Reich zertrümmerte, verhalf er dem modernen Staatsgedanken zum Durchbruch über feudale Sonderrechte und kleinstaatlichen Zersplitterung. In der Kunst der Massenführung und der Propaganda war er seiner Zeit weit voraus.

Als Feldherr machte er sich die von der Revolution heraufgeführte Umgestaltung der Kriegstechnik (Massenheere, Überwindung der Lineartaktik durch das Schützengefecht, Übergang vom Magazin- zum Requisitionssystem) zunutze und stützte darauf seine strategischen Pläne und operativen Maßnahmen. Den Wirtschaftskrieg baute er erstmals in großem Stil aus.

Sein Regierungssystem war die Militärdiktatur, die anfangs mit demokratischen Formen verbrämt war (Volksabstimmungen 1802, 1804). Die Maßlosigkeit und brutale Rücksichtslosigkeit seiner kriegerischen Politik trieb ihn im Kampf mit England zur Eroberung des ganzen Kontinents. Anfangs vielerorts als Befreier begrüßt, hat er den Freiheitsdrang der europäischen Völker erweckt, der später mithalf, ihn zu stürzen. Sehr bald erhob die Legende den Großen Korsen im öffentlichen Bewußtsein, in der Geschichtsschreibung und Literatur Frankreichs zum Symbol der Revolution, des nationalen Prinzips und des kriegerischen Ruhmes.

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